Totale Sonnenfinsternis am 21.08.2017

Der rund 115km breite Kernschatten der totalen Sonnenfinsternis vom 21. August 2017 überquerte den nordamerikanischen Kontinent von West nach Ost. Als partielle Finsternis konnte die Bedeckung in allen Ländern Nordamerikas und Mittelamerikas, aber auch in Grönland, beobachtet werden. Sogar im Westen Afrikas und Europas wurde die Sonne bei Sonnenuntergang teilweise vom Mond bedeckt.

Für die Beobachtung bot sich Nordamerika an: Die Finsternis begann im Pazifik vor der amerikanischen Küste, in Oregon traf der Kernschatten auf Land (hier dauerte die Totalität 1 Minute und 44 Sekunden ) und querte mit Oregon, Idaho, Wyoming, Nebraska, Kansas, Missouri, Illinois, Kentucky, Tennessee, Georgia, North und South Carolina sowie Montana und Iowa insgesamt 14 amerikanische Bundesstaaten, eher der Kernschatten den Kontinent verließ und über dem Atlantik wandert.

Die mit 2 Minuten und 40 Sekunden größte Verfinsterung war in Hopkinsville (Kentucky) nordwestlich von Nashville (bei den Koordinaten 36° 59′ N, 87° 39′ W) zu beobachten und erreichte ihr Maximum um 18.22 UTC. Die Sonne stand zu diesem Zeitpunkt rund 64 Grad über dem Horizont.

Der Verlauf der Sonnenfinsternis quer über dem nordamerikanischen Kontinent machte diese Finsternis zur vermutlich bisher meistbeobachteten Sonnenfinsternis: Insgesamt 12 Millionen Menschen leben direkt in der der Totalitätszone und für weitere 200 Millionen war die Totalität mit einem Reiseaufwand von wenigen Stunden erreichbar. Und quasi alle Einwohner Nordamerikas konnten die Finsternis daher von ihrem Wohnort aus (mindestens) als partielle Finsternis beobachten – hierfür reichte eine einfache Sonnenfinsternisbrille aus, um die Phasen der Finsternis beobachten zu können.

Unser Beobachtungsort südlich von Jackson (WY/USA)

Bereits knapp einem Jahr vor der Finsternis haben wir angefangen zu überlegen, wo wir die SoFi2017 beobachten wollen. Entscheidend waren hierbei nicht nur die prognostizierten Wetterbedingungen am Beobachtungsort und die spezifischen Beobachtungsbedingungen (Dauer der Totalität etc.), die Finsternis sollte (nur) ein Aspekt der USA-Reise sein, so dass wir entschieden haben, die Sofi mit einer Rundreise durch den Mittleren Westen der USA zu verbinden: Wir wollten auch Mount Rushmore, die Badlands, den Yellowstones Nationalpark und unter anderem die Städte Cody, Steamboat Springs und Denver besuchen. Diese Reise sollte es ermöglichten, die Finsternis am Grand Teton Nationalpark zu beobachten. Die mondäne Stadt Jackson lag zentral auf dem Finsternispfad in Wyoming und hatte sich selbst zu einem zentralen Beobachtungsort für Finsternisjäger erklärt und – ganz amerikanisch – große Shows an verschiedenen zentralen Beobachtungsorten organisiert: Öffentliche Teleskope und Beobachtungen, Erklärungen durch Nationalpark-Ranger etc..
Um diesem kommerziellen Trubel zu entgehen und uns stärker auf das Naturschauspiel der Sofi konzentrieren zu können, wählten wir einen abseits gelegenen Beobachtungsort südlich des Grand Teton Nationalparks am Snake River; eine Stelle am Ufer, die eigentlich von Anglern dazu genutzt wird, um ihre Boote in den Fluss zu lassen. Zu Beginn der Finsternis waren wir als Beobachter dort ganz alleine, nur der einender andere Angler zeigte Interesse an unserem Beobachtungsequipment – sie alle widmeten sich dann aber recht bald wieder ihrem eigenen Hobby: dem Fliegenfischen. Zu Totalität füllte sich der Uferbereich dann doch noch mit mehreren Beobachtern. Während der Totalität schien das Leben am Snake Riverfür wenige Augenblicke einzufrieren und die verdunkelte Sonne zog alle Beobachter in ihren Bann. So schnell die Sonne im Anschluss an die Totalität vom Mond wieder freigegeben wurde, so schnell löste sich auch die Beobachtergemeinschaft am Ufer wieder auf: die jungen Familien fuhren wieder in die Stadt, die Angler widmeten sich wieder der Fischerei und wir waren wenige Minuten nach der Totalität wieder die einzigen Beobachter, die mit ihrem Equipment den Verlauf der 2. Hälfte der totalen Sonnenfinsternis am Ufer des Snake Rivers bei Jackson beobachten.

Die obige Abbildung zeigt eine Montage der verschiedenen Phasen der Sonnenfinsternis: Die Aufnahmen im Weisslicht entstanden mit einer DSLR vom Typ Canon 6D MarkII an einem mit Foliensonnenfilter ausgestatteten 100-400mm Objektiv (72mm Öffnung bei 400mm Brennweite). Hier die Bilder nochmals einzeln:

 

 

Unser Beobachtungsort südlich von Jackson lag so dicht an der Zentrallinie des Kernschattens, dass sich hier eine Totalitätsdauer von 2 Minuten und 19 Sekunden ergab. Das Beobachtungsequipment hatten wir am Ufer des Snake River aufgebaut.

Sonnenaktivität während der Finsternis

Die langgezogene Fleckengebiete AR12671 sowie die kleinere Gruppe AR12672 am Sonnenrand prägten die Ansicht der Sonne am Tag der Finsternis.

Veränderung der Beleuchtungsverhältnisse

Eindrucksvoll zeigten sich auch die verändernden Beleuchtungsverhältnisse während einer Sonnenfinsternis. Das folgende Bild dokumentiert die Veränderung der Beleuchtung in Abständen von jeweils 15 Minuten vom Beginn der Sofi bis zu deren Ende an der Red Bridge am Snake River südlich von Jackson am Eingang zum Grand Teton Nationalpark in Wyoming: Während der Totatlität wurde es so dunkel, das sich die Straßen- und Brückenbeleuchtung einschaltete und das Leben am River nahezu zum Stillstand kam, bis der Mond die Sonne nach rund 2 Minuten wieder freigab und die nächtliche Stimmung über der Landschaft so schnell wieder verschwand, wie sie gekommen war. Da das menschliche Auge Helligkeitsschwankungen sehr gut ausgleichen kann, wird die Verdunkelung (gerade zu Beginn und zum Ende einer Finsternis) oft nicht als so stark wahrgenommen, wie sie tatsächlich ist und von der Kamera am Ufer dokumentiert wurde (Aufnahmedaten: Canon 450D mit 14mm-Objektiv).

Meterologische Messungen während der Finsternis

Während der Beobachtung in der Totalitätszone am Rande des Snake Rivers südlich von Jackson beim Grand Teton Nationalpark in Wyoming wurden mit mobilen Messgeräten auch meterologische Daten wie Temperatur, Winggeschwindigkeit, Luftfeuchtigkeit etc. erfasst (und zwar, wie bei meterologischen Messungen üblich, in der Höhe von 2 Metern und wenige Zentimeter über der Erdoberfläche). Die Messpunkte entstanden zwischen dem Beginn und dem Ende der Finsternis jeweils im Abstand von 20 Sekunden und zeigen deutlich die Entwicklung der Lufttemperatur während der Sofi: Zu Beginn der Finsternis stieg die Sonne weiter am Himmel auf und die Temperatur stieg entspreched, die zunehemde Bedeckung durch den Mond bremste zunächst diesen Temperaturanstieg und zur Totalität sank die Temperatur mess- und spürbar ab, ebe nach der Tatalität und der vom Mond wieder zunehmend freigegebenen Sonne die Temperatur wieder schnell deutlich anstieg. Deutlich ist das Absinken der Temperatur zur Totalität hin in der Grafik zu erkennen. Verbindet man die Temperatur zu Beginn der Finsternis mit der Temperatur zum Ende der Finsternis, so ergibt sich eine Linie, die den vermutlichen Temperaturverlauf ohne Finsternis zeigt; es wird deutlich, dass die Temperatur während der Sofi um rund 6,5 Grad unter der zu erwartenden Temperatur liegt!